"Die Gefahr durch Feinstaub wird bewusst hochgespielt"
Das meint Lungenexperte Prof. Köhler
Laut Köhler gehe es bei der Feinstaub-Debatte nicht um die Gesundheit der Bevölkerung. Sondern um Forschungsgelder, Arbeitsplätze und Ideologie. Die Studien zweifelt er an. Seine Stimme wird zurzeit nicht gern gehört.
Die Stuttgarter Nachrichten nennen ihn den »Mann, der in Sachen Feinstaub die falsche Botschaft hat«. Qualifiziert ist seine Botschaft durchaus. Er war unter den deutschen Lungenexperten eine große Nummer, fünf Jahre lang, von 2002 bis 2007, war er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie. Köhler lehrte an den Universitäten Marburg und Freiburg und war fast 28 Jahre lang ärztlicher Direktor des Fachkrankenhauses Kloster Grafschaft in Schmallenberg. Seit 2013 ist er im Ruhestand. Das hat ihm nach eigenen Angaben vor allem eines gebracht hat: vollständige Unabhängigkeit.
Er vertritt die Meinung, dass die Gesundheitsgefahren durch Feinstaub und Stickoxide hochgespielt werden. Und zwar bewusst. So hätten bisherige Studien allenfalls eine minimale Erhöhung des Gesundheitsrisikos an vielbefahrenen Straßen festgestellt, wie tag24 berichtet. Außerdem gibt es ein grundsätzliches methodisches Problem: Der Einfluss von Feinstaub auf die menschliche Gesundheit ist gering im Gegensatz etwa zum Rauchen, zum Alkoholkonsum oder zu der Art, wie Sport betrieben wird. Die Bereiche lassen sich jedoch nicht voneinander trennen.
Die Studien ergeben seiner Meinung nach sowieso kein einheitliches Bild: »Laut den Studien leben die Leute in Sevilla an vielbefahrenen Straßen länger«, erläutert Köhler. Und weiter: »Daraus aber den Schluss zu ziehen, dass Feinstaub das Leben verlängert, wäre genauso unsinnig wie das, was jetzt behauptet wird.« Auch sei nicht bewiesen worden, dass Feinstaub in höherer Dosis mehr Schäden anrichte als bei niedriger Menge.
In Wirklichkeit, so Köhler, ginge es um etwas anderes: um Forschungsgelder, Arbeitsplätze und Ideologie. »Meine Kollegen bestätigen mir unter der Hand, dass ich Recht habe«, erklärte Köhler gegenüber den Stuttgarter Nachrichten. »Aber sie sagen dann: Das ist die falsche Botschaft.«
Das Thema sei aufgeblasen worden, meint er, bis die Politik handeln musste und Grenzwerte und Verordnungen erließ. Dass Stickoxide und Feinstaub das Leben verkürzen, hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung von der bloßen Vermutung zur unumstößlichen Tatsache entwickelt. Köhler selbst will die Dinge weiter kritisch hinterfragen, macht sich über seinen Einfluss aber keine Illusionen. »Wenn alle in eine Richtung laufen«, sagt er, »dagegen kommst du nicht mehr an.«